Welpenfütterung

Ressourcenmanagement in der Welpenaufzucht
Als Züchter und Jäger ist die Förderung eines robusten, wesensfesten und ausgeglichenen Hundes unser oberstes Gebot. Der Grundstein für eine harmonische Partnerschaft zwischen Hund und Führer wird bereits in den ersten Lebenswochen gelegt, und hier spielt das Thema Ressourcenmanagement eine unverzichtbare Rolle. Speziell die Fütterung der Welpen ist ein Moment, der über die spätere Konfliktfähigkeit des Hundes entscheiden kann.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der modernen Verhaltensforschung bestätigen, was verantwortungsvolle Züchter schon lange beobachten: Die gängige Praxis der gemeinschaftlichen Fütterung der gesamten Welpengruppe aus einer Schale kann zu massiven, langfristigen Problemen führen. Während diese Methode scheinbar praktisch ist, fördert sie in Wirklichkeit einen permanenten Konkurrenzdruck und eine Überlebensstrategie der jungen Hunde. Die körperlich schwächeren oder zurückhaltenderen Welpen geraten in einen chronischen Stresszustand, kämpfen um jeden Bissen und werden systematisch von den dominanteren Wurfgeschwistern unterdrückt.
Diese frühe Erfahrung der Mangelverwaltung und des Kampfes um die lebenswichtige Ressource Futter prägt das Verhalten der Welpen tief. Wenn diese Junghunde im Alter von acht bis neun Wochen in ihre neuen Familien umziehen, bringen sie oft bereits die Veranlagung mit, Ressourcen vehement verteidigen zu müssen. Sie haben gelernt, dass Futter eine knappes und umkämpftes Gut ist, was später zu Problemen mit Futteraggression und Besitzverteidigung gegenüber Menschen und anderen Tieren führen kann.
Um unsere jungen Jagdgefährten optimal auf ein entspanntes Leben vorzubereiten und die Grundlage für ein tiefes Vertrauen in den Menschen zu legen, ist ein Umdenken im Fütterungsmanagement notwendig.
Der Schlüssel zur Vermeidung dieser Probleme liegt in der Entkopplung der Futteraufnahme von Konkurrenz und Stress. Der Welpe soll lernen, dass seine Nahrungsquelle sicher und garantiert ist und nicht gegen Wurfgeschwister verteidigt werden muss.
Die Anwesenheit des Züchters während der Fütterungszeit ist dabei unerlässlich. Diese Aufsicht dient nicht der Bestrafung, sondern der sofortigen, sanften Korrektur, falls ein Welpe doch versucht, in den Futterbereich eines anderen einzudringen. Durch dieses Management lernen auch die schüchternen und schwächeren Tiere, ihre Mahlzeit in Ruhe und Gelassenheit zu sich zu nehmen, ohne Angst vor Verdrängung oder einem Futterverlust. Dies führt zu einer gleichmäßigeren körperlichen Entwicklung der gesamten Gruppe.
Mindestens ebenso wichtig ist die frühzeitige positive Verknüpfung des Welpen mit dem Menschen als verlässlichem Ressourcen-Garanten. Wir nutzen die Fütterung, um das Vertrauen in den Menschen zu stärken und dem Hund die Gewissheit zu geben, dass die Annäherung des Züchters keinerlei Gefahr für seine wertvolle Mahlzeit darstellt, sondern im Gegenteil etwas Positives mit sich bringt.
Während der Welpe frisst, nähert sich der Mensch und fügt dem Napf etwas besonders Schmackhaftes hinzu – beispielsweise ein kleines Stück hochwertiges Fleisch oder einen besonders leckeren Zusatz. Diese Methode, das sogenannte „Napf-Spiel“, lehrt den Welpen: Wenn der Mensch kommt, wird mein Futter noch besser, es wird nicht weggenommen. Dies ist die effektivste Präventionsmaßnahme gegen Ressourcenverteidigung, denn es negiert die Angst vor Verlust vollständig.
Ein Teil der Tagesration wird zudem durch Handfütterung während der Mahlzeit verabreicht. Der Welpe gewöhnt sich daran, dass die Hand des Menschen Futter spendet und keine Gefahr darstellt. Er verknüpft die Anwesenheit des Menschen direkt mit der Bereicherung seiner Mahlzeit.
Das verbesserte Ressourcenmanagement beschränkt sich nicht nur auf das Futter. Auch hochwertige Kauartikel oder Spielzeuge werden ausschließlich unter Aufsicht und individuell vergeben. Soll ein Gegenstand dem Welpen abgenommen werden, geschieht dies immer durch den Tausch gegen einen gleich- oder höherwertigen Gegenstand. Der Welpe empfindet das Abgeben des ersten Gegenstandes als Gewinn und nicht als Verlust, was die Neigung zur Verteidigung eliminiert.
Durch diese konsequent angewandten Methoden verlassen unsere jungen Rauhhaarteckel die Zuchtstätte mit der tief verwurzelten Erfahrung: Ressourcen sind im Leben mit dem Menschen reichlich vorhanden und müssen nicht verteidigt werden.
Dieses Fundament aus Vertrauen und Sicherheit ist für uns als Züchter und Jäger von unschätzbarem Wert, denn es ermöglicht den neuen Hundeführern einen entspannten Start und sichert das Waidmannsheil der zukünftigen Jagdjahre.