Herpes beim Menschen ist als unangenehm und hässlich, aber ungefährlich bekannt. Das es Herpes-Viren gibt, die auch Tiere befallen, das weiß schon nicht mehr jeder. Unter diesen Herpes-Viren ist einer, der nicht nur für den Hund binnen weniger Tage tödlich ist. Das ist eine sehr ernst zu nehmende Gefahr. Während der Mensch nicht anfällig für eine Infektion ist, ist der Tod für den Hund nicht nur wahrscheinlich. Der Tod ist garantiert. Die Rede ist vom Aujeszky-Virus!

Was ist das Aujeszky-Virus

Die Aujeszkysche Krankheit (Morbus Aujeszky) trägt auch die Namen Pseudowut, englisch Pseudorabies (nicht zu verwechseln mit Tollwut), Juckpest oder Tollkrätze (starker Juckreiz am ganzen Körper) und infektiöse Bulbärparalyse (Schlundlähmung). Namensgeber ist der ungarische Tierarzt Aladár Aujeszky (1869-1933), der den Erreger als infektiöses filtrierbares Gift (lat. Virus) 1902 erkannte. Bei Aujeszky handelt sich um eine weltweit verbreitete anzeigepflichtige Viruserkrankung der Säugetiere. Hauptwirt und Virusreservoir ist das Haus- und Wildschwein.

Erreger der AK ist ein Herpesvirus (SHV-1) der Familie Herpesviridae. Eine wesentliche Eigenschaft dieser Virusfamilie ist die lebenslang bestehen bleibende Infektion. Hierbei können sich klinisch manifeste Phasen mit Virusausscheidung und klinisch unauffällige Phasen ohne Virusausscheidung abwechseln. Diese letztgenannte Phase wird auch als latente Infektion bezeichnet. Der Erreger kann z. B. durch Stress, Immunsuppression und andere Faktoren jederzeit reaktiviert werden, so dass eine erneute Virusausscheidung (mit und ohne klinische Symptome) erfolgt. Zum Infektionsspektrum gehören fast alle Säugetiere. Für Menschen ist eine Infektion nicht gefährlich. Bei Schweinen, dem eigentlichen Wirt des Virus, ist der Krankheitsverlauf stark vom Alter der betroffenen Tiere und der krankmachenden Kraft des Virus abhängig. Es können bei Saugferkeln tödliche Verläufe beobachtet werden, während erwachsene Tiere keine klinischen Symptome zeigen können. Auf Grund der hohen Widerstandsfähigkeit des Virus kann Muskelfleisch und Knochenmark bei -18 C bis zu 36 Tage, gepökeltes Fleisch bis zu 20 Tage infektiös sein. Durch die Fleischreifung wird das Virus nicht abgetötet, selbst bei Fäulnis ist mit eine Infektiösität bis zum 12. Tag zu rechnen.

Die Symptome beim Hund
Hunde sind für das Aujeszky-Virus ein so genannter „Endwirt“, das bedeutet, dass sie sich zwar mit dem Virus infizieren und daran erkranken können, sie es allerdings nicht wieder ausscheiden.

Die Aujeszkysche Krankheit verläuft bei Hunden und anderen Haussäugetieren über die Lymph- und Blutbahnen.

Darüber werden Hirnstamm und Hirnnervenkerne infiziert. Durch die Vermehrung des Virus im Gehirn wird eine Enzephalomyelitis verursacht, bei der sich das Gehirn entzündet. Die Myelinschicht, die die Nerven umgibt, wird zerstört. Das Hirngewebe weist eine Vielzahl von kleinen Löchern auf, ähnlich dem durch Motten verursachten Lochfraß in Kleidung. Das Myelin ist eine Fettschicht, die die Nervenfasern umhüllt, wie vergleichsweise die Isolierschicht eines Elektrokabels. Durch das Fehlen kommt es zum Überspringen von Nervenimpulsen. Wenn Hunde das Virus aufnehmen, dauert es ca. zwei Tage bis die Aujeszkysche Krankheit ausbricht. Die Tiere bekommen eine Gehirn- und Rückenmarksentzündung, an der sie innerhalb von wenigen Tagen sterben. Zu Beginn ähneln die Symptome denen der Tollwut, weswegen Aujeszky auch als „Pseudowut“ bekannt ist. Appetitlosigkeit, Mattigkeit Erregung, Bellen oder Winseln zählen zu den ersten Symptomen nach der Inkubationszeit von ein bis fünf Tagen. Atemnot, Schluckbeschwerden, verstärkte Speichelproduktion und Erbrechen prägen den weiteren Krankheitsverlauf. Am auffälligsten ist aber der intensive Juckreiz, der an Fang und Behängen beginnt und häufig bis zur Selbstverstümmelung führt. Im weiteren Verlauf kommt es zu Bewusstseinstrübungen, Krämpfen und Lähmungen. Letztlich werden die betroffenen Hunde ruhig, verlieren das Bewusstsein und sterben. Eine Behandlungsmöglichkeit oder einen Impfstoff gibt es nicht.

Fotos: Dr. Michael Leschnik, Veterinärmedizinische Universität Wien

Aujeszky Bekämpfung
Der Tierarzt kann den Hund nicht retten, sondern nur schnellstmöglich von seinem Leid erlösen (Euthanasie). Zum einem gibt es kein wirksames Heilmittel gegen die Aujeszkysche Krankheit und zum anderen ist dem Tierarzt ein Behandlungsversuch sogar gesetzlich verboten, weil es sich bei der Aujeszkyschen Krankheit bei Haustieren um eine anzeigepflichtige Tierseuche handelt. Für die Bekämpfung von Aujeszky müssen sich die Landwirte und die Tierärzte an die „Verordnung zum Schutz gegen die Aujeszky Krankheit“ halten, die ihnen unter anderem untersagt, verdächtige Tiere zu behandeln, gegen das SHV-1 zu impfen oder gar einen Verdacht zu verschweigen.

„Impfungen gegen die Aujeszkysche Krankheit sowie Heilversuche sind verboten.“
Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (13.07.2017)

Auch wenn diese Regelungen auf der ersten Blick hart wirken, so haben wir es ihnen zu verdanken, dass wir inzwischen seit mehr als zehn Jahren in Deutschland keine Antikörper mehr gegen Aujeszky feststellen konnten, was allerdings nur die Hausschweine betrifft und nicht das Schwarzwild.

„Die Feststellung der Aujeszkyschen Krankheit (AK) bei Wildschweinen ist weder anzeige- noch meldepflichtig und wird daher aus rechtlicher Sicht, im Gegensatz zur Feststellung der AK bei Hausschweinen, nicht als Tierseuchenausbruch bewertet.“
Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (13.07.2017)

Wie schütze ich meinen Hund vor Aujeszky

Besonderst gefährdet sind vor allen Fleischfresser, die Kontakt mit Wildschweinen haben, da die Ansteckung über eine Tröpfcheninfektion direkt von Tier zu Tier oder auch durch Bisswunden erfolgen kann. Eine indirekte Übertragung durch den Menschen durch Unsauberkeit bei Gerätschaften und Transportfahrzeugen ist auch möglich. Ein besonderes Risiko stellt die Verfütterung von rohem Schweinefleisch oder die Fütterung von Jagdabfällen an Hunden dar. Das gefährliche am Aujeszky Virus ist, dass es lebenslang in infizierten Schweinen schlafen kann und es selbst im geschlachteten Schwein noch monatelang infektiös ist. Zwar haben wir in Deutschland Aujeszky-Freiheit bei Hausschweinen, jedoch bleibt immer das Restrisiko bestehen, dass sich unsere Schlachtschweine wieder neu mit dem Virus infizieren. Da Aujeszky für den Menschen relativ ungefährlich ist, wird es nicht standardmäßig im Schlachthof untersucht, sondern nur stichprobenartig und bei Verdachtsfällen. Die sicherste Methode ist also, unseren Hunden kein rohes Schweinefleisch zu füttern. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass Ihr Hund keinen Kontakt zu Wildschweinen hat – egal ob lebende oder tote. Alle Fälle von Aujeszky beim Hund in den letzten zehn Jahren hat Jagdhunde betroffen. In NRW beispielsweise sind annähernd 10 % der Wildschweine Virusträger. Es ist anzunehmen, dass für angrenzende bzw. andere Länder ähnliche Werte gelten. 2016 und 2017 gab es in Deutschland neue Fälle dieser Epidemie, und zwar bisher in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Bayern.

Symptome
Schweine: Die Krankheitssymptome bei Schweinen unterscheiden sich je nach Altersgruppe. Stark krankmachende (virulente) Stämme können auch bei erwachsenen Tieren schwere Krankheitssymptome verursachen.

Junge Saugferkel: Allgemeine Krankheitserscheinungen mit Fieber, Lähmungserscheinungen, Zittern, und hoher Sterblichkeit.

Ferkel: Allgemeine Krankheitserscheinungen mit Fieber und Atemwegserkrankung.

Erwachsene Schweine: Meist milde respiratorische Erscheinungen mit anschließender Genesung (stumme Durchseuchung). Zum Teil schwere Lungenentzündungen durch Sekundärinfektionen

Sauen: Fruchttod und Aborte kommen vor.

Andere Tierarten: Das charakteristischste Symptom ist der akute Juckreiz. Die Krankheit kann Tollwut-ähnlich verlaufen. Die Infektion führt innerhalb weniger Stunden bis Tage zum Tod.

Diagnose
Nach einer Verdachtsdiagnose durch den Tierarzt kann der Erregernachweis aus Blut oder Gewebeproben oder der Antikörpernachweis aus Blutproben durchgeführt werden.

Therapie
Keine Therapie möglich noch sinnvoll außer der Euthanasie.

Was müssen Hundeführer beachten?
Unmittelbare Kontakte von Jagdhunden mit Wildschweinen auf das Notwendige beschränken.
Keinen rohen Aufbruch und rohes Fleisch von Schwarzwild an Hunde verfüttern. Hunde vom Streckenplatz bzw. beim Aufbrechen fernhalten. Kein Beuteln der erlegten Stücke. Bei Infektionsverdacht unbedingt einen Tierarzt konsultieren und das Veterinäramt informieren.
(Juckreiz, Wesensveränderung, keine Futteraufnahme, Erbrechen, Lähmungserscheinungen usw.)

Zusammenfassung
Die Aujeszkysche Krankheit ist für alle anderen Haussäugetiere außer Schweinen eine tödlich verlaufende Viruserkrankung.

Download

Aujeszkysche Krankheit – Informationen für Jäger

Verordnung zum Schutz gegen die Aujeszkysche Krankheit (AujeszkKrV)