Zahnfehlstellung beim Dackel:
Was tun bei Canini-Engstand? 🐶🦷

Der Canini-Engstand stellt eine häufige Zahnfehlstellung dar, die besonders bei kleineren Rassen, einschließlich des Teckels (Dackels), im Welpen- und Junghundalter beobachtet wird. Diese Fehlstellung betrifft meist das Milchgebiss, kann aber in einigen Fällen auch auf das bleibende Gebiss übergehen. Dabei stehen die unteren Fangzähne (Canini) zu eng und können in das Zahnfleisch oder den Gaumen des Oberkiefers beißen, was zu Schmerzen und Entzündungen führen kann.

Die Ursachen verstehen

Oftmals wachsen Ober- und Unterkiefer von Welpen nicht synchron. Ein zu schmaler Unterkiefer oder zu steil stehende Canini können dazu führen, dass die unteren Eckzähne nicht in die vorgesehene Lücke zwischen dem dritten Schneidezahn und dem oberen Eckzahn passen. In vielen Fällen korrigiert sich das Problem mit dem Wachstum des Kiefers oder dem Zahnwechsel. Eine genaue Beobachtung des Welpenmauls ist jedoch unerlässlich.

Die Rolle des Welpenkäufers: Früherkennung und erste Schritte

Dem Welpenkäufer kommt eine wichtige Rolle bei der Früherkennung und -behandlung zu. Durch frühes Eingreifen lässt sich oft Schlimmeres verhindern.

1. Beobachtung ist das A und O 👀

  • Regelmäßige Kontrolle des Mauls: Tägliches Überprüfen des Welpenmauls, besonders während des Zahnwechsels (ab ca. dem 4. Monat), ist erforderlich. Das „Zähnezeigen“ ist durch Belohnungen zu einem positiven Ritual zu gestalten.
  • Beobachtung von Einbissen: Es ist zu kontrollieren, ob die Spitzen der unteren Eckzähne in den Gaumen oder das Zahnfleisch des Oberkiefers stechen. Rote Stellen oder kleine Wunden (Einbissstellen) sind dabei zu suchen.
  • Verhaltensänderungen: Schmerz kann sich durch Futterverweigerung, übermäßiges Speicheln, Reiben des Gesichts oder häufiges Kauen auf Gegenständen (um den Mund offen zu halten) äußern.

2. Der Gang zum Tierarzt 👩‍⚕️

Bei Verdacht auf Canini-Engstand oder bei sichtbarem Einbiss der unteren Eckzähne in den Gaumen ist umgehende Konsultation eines auf Zahnheilkunde spezialisierten Tierarztes erforderlich. Die Behandlungsmethode richtet sich nach dem Schweregrad (I bis IV) und dem Alter des Tieres.

Grenzen der Selbstbehandlung bei Welpen

Obwohl der Wunsch verständlich ist, das Problem ohne invasiven Eingriff zu lösen, ist es wichtig zu wissen, wann man professionelle Hilfe benötigt. Schwere Fälle oder Einbisse in den Gaumen erfordern eine tierärztliche Behandlung!

Die „Gummiball-Methode“ und manuelle Massage (Nur in leichten Fällen und in Absprache) 🎾

Bei sehr leichten Fällen und wenn die bleibenden Zähne betroffen sind (oder in Absprache mit dem Tierarzt zur Unterstützung des Milchgebisses) können folgende mechanische Methoden in Betracht gezogen werden, da sie einen Druck nach außen auf die Zähne ausüben sollen:

  • Massieren/Drücken: Die betroffenen Zähne sanft und regelmäßig mit dem Finger (oder einem geeigneten Hilfsmittel wie einem kleinen Löffel) in die korrekte Position – also nach außen – drücken. Die Durchführung muss vorsichtig und behutsam erfolgen. Diese Prozedur mit positiver Verstärkung (Leckerchen) verbinden.
  • Ballspiel-Methode: Mehrmals täglich das Spiel mit einem speziell ausgewählten Gummiball ermöglichen. Der Ball muss so groß sein, dass beim Festbeißen ein Druck nach außen auf die unteren Eckzähne ausgeübt wird, welcher diese in die Lücke zwischen dem oberen Eckzahn und dem dritten Schneidezahn bewegt.

⚠️ Wichtiger Hinweis: Diese Methoden funktionieren nur bei leichten Fehlstellungen und erfordern Konstanz und Geduld. Beim Milchgebiss raten einige Tierzahnärzte von der Balltherapie ab, da die Milchzähne empfindlich sind und der Druck die Entwicklung der bleibenden Zähne negativ beeinflussen könnte. Konsultation eines Tierzahnarztes ist IMMER vor dem Beginn einer „Selbstbehandlung“ erforderlich!

Wann ist tierärztliche Hilfe unumgänglich?

Bei festgestelltem Canini-Engstand, der Schmerzen oder Verletzungen verursacht, sind tierärztliche Maßnahmen notwendig, um dem Hund ein komfortables und schmerzfreies Leben zu ermöglichen:

  1. Extraktion (Ziehen der Milchzähne): Bei Welpen mit traumatischem Einbiss ist oft die schnellstmögliche Entfernung der betroffenen Milch-Eckzähne die Methode der Wahl. Dies ermöglicht dem Kiefer, sich unblockiert weiterzuentwickeln, und kann den nachwachsenden, bleibenden Zähnen eventuell den Weg in die richtige Position ebnen.
  2. Kieferorthopädie: Für bleibende Zähne können Zahnspangen oder Aufbissschienen (schiefe Ebene) verwendet werden, um die Zähne in die korrekte Stellung zu bewegen. Dies erfordert mehrere Narkosen und eine konsequente Nachsorge durch den Halter.
  3. Kürzen der Zähne (Kronenreduktion): In schwerwiegenden Fällen, in denen eine Korrektur nicht möglich ist, kann die Spitze des unteren Eckzahns gekürzt und versiegelt werden (Vitalamputation), um den Einbiss in den Gaumen zu verhindern.

Das Ziel jeder Behandlung ist die Schmerzfreiheit und die Gewährleistung einer normalen Funktion des Mauls. Ästhetische Gründe spielen eine untergeordnete Rolle.

Fazit: Sorgfältige Kontrolle des Gebisses des Dackelwelpen ist erforderlich. Bei Anzeichen eines Canini-Engstands ist eine schnelle und professionelle Beurteilung durch einen Tierzahnarzt der sicherste Weg, um die Gesundheit und das Wohlbefinden des vierbeinigen Freundes zu gewährleisten.

Wichtiger Hinweis zur professionellen Behandlung

Sobald Schmerzen, deutliche Einbissstellen im Gaumen oder starke Entzündungen entstehen, ist die sofortige Vorstellung bei einem Tierarzt zwingend erforderlich. Hausmittel ersetzen keine tierärztliche Behandlung bei hochgradigen Fehlstellungen. Abhängig vom Schweregrad können professionelle Maßnahmen wie das Kürzen der Milch-Canini, das Anlegen einer Zahnspange oder die Extraktion der persistierenden Milchzähne notwendig werden. Im Zweifel sollte immer eine zweite Meinung bei einem auf Zahnheilkunde spezialisierten Tierarzt eingeholt werden. Züchtung mit Tieren, die einen bleibenden Canini-Engstand aufweisen, sollte vermieden werden.

Zucht- und Eintragungsbestimmungen des DTK 1888 e.V.

Der Deutsche Teckelklub 1888 e.V. (DTK) regelt die Reinzucht des Teckels durch seine Zucht- und Eintragungsbestimmungen (ZEB), welche die Zuchttauglichkeit der Elterntiere definieren und die Dokumentation von Zahnfehlern im Wurf vorschreiben.

1. Zuchtausschluss und Formwert

Die Zuchtzulassung setzt einen korrekten Gebissschluss und eine vollständige Zahnanlage voraus. Fehlstellungen wie der Canini-Engstand können die Zuchttauglichkeit beeinflussen.

  • Ein Zahn- und Rutenstatus, erstellt ab einem Alter von mindestens 15 Monaten, ist verbindliche Voraussetzung für die Zucht.
  • Zahnfehler können je nach Schweregrad zu einem Zuchtausschluss führen.
  • Hunde mit ausschließenden Fehlern erhalten den Formwert „disqualifiziert“ und sind von der Zucht ausgeschlossen.
  • Die Einhaltung der ZEB stellt sicher, dass nur gesunde Teckel zur Zucht zugelassen werden.

2. Dokumentation im Zuchtbuch (ZBG3)

  • Der DTK führt im Rahmen der Wurfeintragung eine Zuchtbeobachtung bei bestimmten Anomalien durch.
  • Die Kennzeichnung „ZBG3“ steht spezifisch für die Zuchtbeobachtung Canini-Engstand.
  • Die Wurfabnahme erfolgt erst nach Vollendung der 8. Lebenswoche. In diesem Rahmen wird das Gebiss der Welpen inspiziert und festgestellte Zahnfehler werden im Wurfantrag dokumentiert und im Zuchtbuch vermerkt.
  • Die Offenlegung von Zahnfehlern dient der Transparenz und der genetischen Gesundheitsüberwachung innerhalb der Rasse.

3. Genetische Verantwortung

  • Tiere, die trotz korrigierender Maßnahmen einen bleibenden, funktionellen Engstand aufweisen, sollten von der Zucht ausgeschlossen werden, da eine erbliche Komponente nicht ausgeschlossen werden kann.
  • Die Verantwortung liegt beim Züchter, die Zuchtziele unter strenger Beachtung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Teckel zu verfolgen und keine Elterntiere mit nachgewiesener Vererbung von schweren Zahnfehlern einzusetzen.

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