Der folgende Text stammt von Hundeschule Elementar.
Diesem stimmen wir 100% zu.

Da geh ich mit meinem, an der lockeren Leine laufenden, Mali spazieren, als plötzlich ein Spaziergänger stehen bleibt und ruft: „Das ist aber ein schöner Hund. Ist ein Malinois, oder?“ – „Danke, ja das ist ein Malinois“, antworte ich. „Die muss man aber richtig auslasten.“ meint er und geht weiter.

Na toll, denke ich. Ist die Mär vom Auspowern sogar beim Ottonormalverbraucher angekommen. Schrecklich.

Im Training bekomme ich immer mehr Anfragen von Hunden, die absolut drüber sind.
20% dieser Hunde haben gesundheitliche Probleme, aber 80% sind definitiv selber genau so gemacht.

Sie winseln, sie zerren, sie schreien wenn sie einen anderen Hund sehen und hängen mit voller Power in der Leine. Sie sind nicht mehr ansprechbar, kommen zu Hause ohne Box auch nicht zur Ruhe und der Besitzer bekommt ständig zu hören, der Hund sei unterfordert und muss ausgelastet werden.

Dabei geht sein Besitzer schon jeden morgen mit ihm Fährten, ist dreimal die Woche mit ihm auf dem Hundeplatz und wenn der nicht offen hat, wird fleißig Bällchen geworfen.

Das Hunde, gerade aktive Arbeitsrassen wie der Malinois 20 Stunden am Tag schlafen sollten, davon haben diese Menschen noch nie was gehört.
Weniger ist mehr, trifft gerade auf unsere reizempfindlichen Arbeitshunde so zu.

Die Folgen von der Dauerbespaßung:
Der Alltag wird aufgrund fehlender Sicherheit als Disstress erlebt, bei der Auslastung ist der Hund im Eustress, So steigt der Cortisol Spiegel dauerhaft über das Normalmaß hinaus und der arme Hund dreht völlig ab, ist draußen nicht mehr ansprechbar und lebt im ständigen Stress.

Und das alles nur, weil man bei Facebook nach einem Erziehungstipp gefragt hat und 80% der Antworten aus Sätzen bestanden wie:

  • musst du richtig auslasten
  • beschäftigst du den denn genug?
  • Was machst du denn den ganzen Tag mit ihm?
  • Der braucht Beschäftigung dem ist langweilig

Bei den meisten dieser Hunde ist der Ball, Auslastung Nummero 1. Das dies die ganze Problematik nur kurzfristig verbessert und langfristig verschlechtert, wird nicht erkannt.

Hat mein Hund von Anfang mich als kompetenten Entscheidungsträger kennen gelernt, Vertrauen aufgebaut und Sicherheit erfahren, würden die meisten pubertären Probleme gar nicht erst entstehen.

Man kann dann das Erregungslevel des Hundes beeinflussen, unerwünschtes Verhalten ohne Gewalt unterbinden, hat einen entspannten Begleiter im Alltag und einen leistungsstarken, konzentrierten Partner im Sport.
Denn gut erholt und ausgeruht arbeitet jeder Hund auch besser. Ein Malinois, der ständig im Stress ist, lernt auch nichts mehr. Der ist dann nicht stur oder besonders dickköpfig, sondern einfach nicht aufnahmefähig. Dieser Hund reagiert nicht, weil er nicht hören will, sondern weil er nicht zuhören KANN.

Viel zu oft werden dann auch Hundeplätzen Zwänge auf den Hund gepackt, wodurch die Beziehung zum Halter sehr leidet. Denn wenn mich jemand zwingt eine Leistung abzurufen und nicht sieht das ich überfordert bin, dem vertraue ich dann auch nicht. So einfach ist das.

Also wenn das nächste mal euch jemand empfiehlt bei Erziehungsfehlern euren Hund mehr auszulasten, nicken, lächeln und den Gedanken bitte bitte sofort wieder verwerfen.