Als junger Züchter hört man immer mal die Begriffe „Inzucht“ oder „Linienzucht“ und fragt sich, was das wohl zu bedeuten hat. Jeder ist ja bestrebt gesunde Hunde, nahe des Rassestandards zu züchten und will diesbezüglich auch den richten Rüden für seine Hündin aussuchen. Unter Inzucht versteht man die Verpaarung möglichst nah verwandter Hunde.

Bei kleiner Zuchtpopulation und am Anfang einer neuen Zucht wird manchmal Inzuchtverpaarung bewusst angestrebt, um bestimmte Vorzüge einzelner Zuchttiere zu sichern. Aber Vorsicht, das kann schnell zu einem Rasseproblem mit fatalen Folgen werden. Verringerte Leistungsfähigkeit, Fehlbildungen an Gliedmaßen, Stoffwechselstörungen und verringerte Fruchtbarkeit sind nur ein grober Umriss davon, was im Falle einer Inzuchtdepression vermehrt auf Züchter und Halter zukommen könnte.

Wenn man in den Ahnentafeln einige Generationen zurückverfolgt, dann sieht man öfter manche Namen nicht nur einmal auftauchen. Das kommt daher, dass die Abstammung der meisten Hunderassen auf einen kleinen Bestand an Urahnen aufbaut. So fragt sich mancher Neuzüchter was diese doppelten Vorfahren seines Hundes für die weiter Zucht und die Auswahl des Partners bedeutet und wie man damit am besten umgeht.

Wählen Sie nur einen Welpen aus einem Wurf mit niedrigem Inzuchtniveau (soweit in der Rasse derzeit möglich). Soll der Welpenkäufer weniger kranke Hunde erwarten können, so muss es Standard werden, dass nach Möglichkeit inzuchtfrei gezüchtet wird. Und zwar möglichst so, dass der so genannte Inzuchtkoeffizient, der den wahrscheinlichen Verlust an genetischer Vielfalt anzeigt nicht mehr als 3% über 5 oder besser 10 Generationen ausmacht.

Die Wahrscheinlichkeit der genetischen Übereinstimmung steigt bei näherer Blutsverwandtschaft der Elternteile, und sie sinkt, je mehr Generationen der letzte gemeinsame Vorfahre zurückliegt:

PaarungVerwandtschaftskoeffizientInzuchtkoeffizient ihrer Nachkommen
eineiige Zwillinge oder zwei Klone 1,00000 = 100 % wahrscheinliche
 Übereinstimmung
 100 % wahrscheinliche Übereinstimmung
Elternteil ∞ Kind 0,50000 = 50 % … 25 % …
Bruder ∞ Schwester 0,50000 = 50 % … 25 % …
Halbbruder ∞ Halbschwester 0,25000 = 25 % … 12,5 % …
Großelternteil ∞ Enkelkind 0,25000 = 25 % … 12,5 % …
Onkel, Tante ∞ Neffe, Nichte 0,25000 = 25 % … 12,5 % …
Cousin ∞ Cousine (1.Grades) 0,12500 = 12,5 % … 6,25 % …
Cousin ∞ Cousine (2.Grades) 0,06250 = 6,25 % … 3,125 % …
zwei zufällige Individuen 0,06000 ≈ 6 %wahrscheinliche
 Übereinstimmung
 0≈ 3 % wahrscheinliche
 Übereinstimmung

Eine entsprechende Zuchtplanung auf Rassenebene ist also nötig! So werden die Auswirkungen der Inzuchtdepression minimiert. Natürlich ist das bei vielen Hunderassen derzeit so schnell nicht erreichbar, dazu braucht es Jahre – und viel züchterische Disziplin.

Vorläufig kann man in diesen Fällen nur darauf achten, dass die Inzuchtkoeffizienten möglichst niedrig sind und mehr unterschiedliche Rüden (anstatt immer nur ein hochprämierter) in der Zucht verwendet werden.

Inzuchtkoeffizient (IK)

Der IK berechnet inwieweit die beiden Elterntiere miteinander verwandt sind. Er drückt die Wahrscheinlichkeit aus, ob zwei Gene von einem Genort von derselben Herkunft sind. Da die Verteilung der Gene (Allele) zufällig erfolgt, können Tiere aus der gleichen Verpaarung (mit schlechtem IK) trotzdem besser verteilte Kombinationen haben. Der IK ist die einzige Möglichkeit um den Grad der Inzucht, aufbauen auf die Vorfahren, zu messen. Hier kann man feststellen, wie sehr ein Hund auf bestimmt Vorfahren gezüchtet ist.

Wie wird der IK berechnet?

[F1     ∑ = ( ½ ) n1 + n2 + 1 ( 1 + FA )]
der Inzuchtkoeffizient nach der Formel von Wright (1922)

   n1 = Anzahl der Generationen von gemeinsame väterliche Ahnen
   n2 = Anzahl der Generationen von gemeinsame mütterliche Ahnen
   FA(i) = Inzuchtkoeffizient des gemeinsamen Ahnen

Die Berechnung hört sich kompliziert an, vergessen Sie es gleich wieder, es gibt viele Programme, die das heute errechnen können, wobei es auch hier gute und schlechte Programme gibt.

Je näher das Ergebnis bei „0“ ist umso besser der IK.
Es sollte ein IK von unter 3,25% angestrebt werden.

Ahnenverlustkoeffizient (AVK)

Über den AVK lässt sich erkennen, in welchem Maß die Elterntiere eng gezüchtet wurden, unabhängig davon ob sie aus unterschiedlichen Blutlinien stammen. So kann es nämlich vorkommen, dass die Welpen eines Wurfes einen geringen IK haben, da die Elterntiere nicht verwandt sind. Da die Eltern selbst jedoch eng gezüchtet wurden, kommt es zu einem hohen Ahnenverlustkoeffizienten.

Der AVK wird berechnet durch die Teilung der tatsächlich vorhanden, durch die Zahl der möglichen Ahnen. Ein AVK von 100% bedeutet, dass in den berechneten Generationen keine Verwandtschaft besteht. Hier sollte man einen Blick auf die Anzahl der Generation werfen, je mehr Generationen mit einbezogen werden können, desto aussagekräftiger ist der AVK zu sehen.

Bei 5 Generationen 62 Ahnen,
bei 4 Generationen 30 Ahnen, und
bei 3 Generationen nur 14 Ahnen.

Berechnung des AVK:
Jeder Name, der doppelt auftaucht, ist abzuziehen.
Jeder Name, der 3x auftaucht, ist 2x abzuziehen usw.
Nun rechnet man bei einem doppelten Ahnen und 5 Generationen 61:62 = 0,98 also 98%
Ein doppelter Ahne in der letzten Generation fällt nicht ganz so stark ins Gewicht.
 

Zum Beispiel:
Man nimmt sich eine Ahnentafel über 5 Generationen stehen hier 62 Namen. Ist keiner doppelt (62:62= 100) ist der AVK bei 100% (das ist in Deutschland ziemlich selten) Oder hat man bei 3 Generationen 3 doppelten Ahnen (11:14=0,78) AVK 78%.

Als Faustregel gilt, dass der Grenzwert für den AVK 85% nicht unterschreiten sollte.

Wurfplanung mit working-dog.eu

Für die Wurfplanung und die Berechnung des IK und des AVK empfiehlt es sich für unsere Belgischen Schäferhunde die Wurfplanung unter working-dog.eu zu nutzen. Da im Regelfall bei den Belgiern fast alle Ahnen eingetragen sind, ist eine Abfrage des IK und des AVK leicht und unkompliziert möglich.