Wann ist es Zeit zum Decken?

Die heutige Hundezucht ist aufgrund gezielter Zuchtmaßnahmen zu einem immer schwierigeren Unterfangen geworden. Regelmäßige Präsenz auf Ausstellungen und Prüfungen sowie Melde- und Deckgebühren erfordern einen hohen persönlichen Einsatz seitens der Züchter. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei für den verantwortungsvollen Züchter immer die Gesundheit der Zuchthündin. Jedes „Leerbleiben“ der Hündin nach erfolgtem Deckakt ist trotz sorgfältiger Planung und Vorsorge extrem ärgerlich.

Da in der Regel mit der Hündin größere Entfernungen mitunter bis ins Ausland – zum ausgewählten Rüden zurückgelegt werden müssen, ist es für den Züchter besonders wichtig, den optimalen Bedeckungszeitpunkt zu wissen. Das ist auch insofern wichtig, da mit Kenntnis der Ovulation die Deckakte genauestens geplant werden können und so die Hündin nur 1- maximal 2 gedeckt werden kann und nicht 4 – 5 mal gedeckt werden muss, nur weil man den optimalen Deckzeitpunkt nicht kennt.

Da jeder Deckakt auch eine Keimeinschleppung in die Hündin darstellt und daher die Anzahl der Deckakte minimiert werden sollte. Erfolgreiche Züchter überlassen verständlicherweise möglichst wenig dem Zufall. Neben dem einfachen Zählen der Tage vom Beginn der Blutungen an besteht die Möglichkeit durch gynäkologische Untersuchung der Hündin mittels Vaginoskopie und Vaginalzytologie den geeigneten Decktermin vom Tierarzt bestimmen zu lassen. Ein unerlässliches Hilfsmittel zur Bestimmung des Ovulationszeitpunktes ist in diesem Zusammenhang die Bestimmung der Progesteronkonzentration im Blut der Hündin.

Progesteron was ist das?

Progesteron wird in der fortgeschrittenen Läufigkeit präovulatorisch (vor dem Eisprung) von spezialisierten Zellen der reifenden Eierstocksfollikel gebildet. Zum Zeitpunkt der Ovulation werden die reifen Oozyten (Eizellen) aus den Follikeln freigesetzt und gelangen in den Eileiter. Zu diesem Zeitpunkt sind die Eizellen der Hündin noch nicht befruchtungsfähig. Sie müssen im Eileiter noch eine 2-tägige Reifungsperiode durchlaufen, bis sie ihre Befruchtungsfähigkeit erlangen. Haben sie diese erreicht, sind sie für ganze 3 Tage befruchtungsfähig. Nach dem Freisetzen der Eizellen aus den Follikeln (Ovulation) werden deren Hüllen zum sog. Corpus luteum (Gelbkörper) umgebildet, der von da an die Produktion des Trächtigkeitsaufrechterhaltenden Hormons Progesteron für die nun beginnende Gelbkörperphase übernimmt.

Progesteron hat weiterhin die Aufgabe, die Gebärmutterschleimhaut auf die Ernährung der befruchteten Eizelle resp. der Embryonen und die Einnistung des Embryos vorzubereiten. Somit ist klar erkennbar, dass sich der Zyklus der Hündin deutlich von dem anderer Säugetiere einschließlich des Menschen unterscheidet.

Der optimale Deckzeitpunkt

Über die Kontrolle des Progesteronverlaufes in Kombination mit den gynäkologischen Verlaufskontrollen während der Läufigkeit ist es möglich, den optimalen Deckzeitpunkt präzise zu bestimmen. Bereits einige Tage vor dem Eisprung beginnt in den Follikeln die Bildung des Progesterons. Mit dem Eisprung (Ovulation) steigt die Konzentration sprunghaft an, so dass dieser eindeutig terminiert werden kann. Aufgrund von Reihenuntersuchungen in einem Progesteronlabor wurde der Ovulationswert auf ca. 5-7 ng/ml festgelegt. Da der Zeitpunkt, an dem dieser Grenzwert während der Läufigkeit erreicht wird, von Hündin zu Hündin variiert, ist eine individuelle Untersuchung jeder Hündin notwendig.

Progesteronwertbestimmung

Man unterscheidet die quantitative und semiquantitative Progesteronwertbestimmung.

Bei der quantitativen Bestimmung der Progesteronkonzentration wird ein exakter Zahlenwert bestimmt, so dass der Progesteronanstieg optimal verfolgt und der Eisprung eindeutig diagnostiziert werden kann. Daher bieten die Veterinärmedizinischen Hochschulen in Deutschland sowie einige niedergelassene Tierärzte bereits ein quantitatives In-House Analyseverfahren für Progesteron an, bei denen das Messergebnis innerhalb von 45 (mini VIDAS®) bzw. ca. 120 (Immulite 1000-System) Minuten vorliegt. Somit entfällt ein Versenden der Blutprobe in Fremdlabore, welche den Progesteronwert meist erst, aufgrund der Versandwege, nach 2-3 Tagen vorlegen können.

mini VIDAS®
Immulite 1000-System

Die semiquantitative Progesteronwertbestimmung mit Hormonost® ist deutlich ungenauer. Hierbei wird ein Schnelltest in der Praxis durchgeführt und die Progesteronkonzentration anhand eines Farbumschlags lediglich geschätzt.

Vorteile der Deckzeitbestimmung mit der quantitativen Progesteronwertbestimmung

Sichere und zuverlässige Ovulationsdiagnostik bei der Hündin mittels einer kleinen Blutprobe
Schnelles Ergebnis bei In-House Analyzern
Exakte Bestimmung des Progesteronwertes

Wie funktioniert die Deckzeitbestimmung ?

Die erste Untersuchung sollte möglichst in den ersten 3 Tagen der Läufigkeit erfolgen, da möglichst früh in der Läufigkeit eine Untersuchung auf Bakterien im Genitale durchgeführt werden sollte. Anhand einer zu diesem Zeitpunkt durchgeführten vaginalzyrtologischen Untersuchung, lässt sich das Läufigkeitsstadium abschätzen und es kann entschieden werden, ob ein Progesteronanstieg bereits möglich ist oder die Hündin sich noch in der frühen Läufigkeit befindet.

Vaginoskopie (Scheidenspiegelung) mit Abstrich und Untersuchung auf Keime,
Vaginalzytologie: Abstrich und mikroskopische Untersuchung der Zellen,
Progesteronwertbestimmung: In einer Blutprobe wird der Spiegel an Progesteron festgestellt und anhand des Kurvenverlaufes der günstigste Decktermin festgestellt.

Hat die Progesteronkonzentration einen Wert von 3-5 ng/ml (Immulite) bzw. 5-7 ng/ml (mini VIDAS®) erreicht, spricht das für Ovulation. In der Regel sind 1 – 3 Blutprobenentnahmen bis zur Ermittlung des exakten Ovulationszeitpunktes notwendig.

Zytologische Untersuchung

Unter dem Einfluss des Östrogens am Beginn der Läufigkeit (Proöstrus) vermehren sich die Zellen der Vaginalschleimhaut. Diese Zellen sterben zum Östrus (Standhitze) hin ab. In der zytologischen Beurteilung wird also festgestellt, wie viele vitale Zellen (Zellen mit großem Zellkern) der Abstrich enthält, wie viel intermediäre (Zellen mit bereits geschrumpftem Zellkern und beginnender Verhornung der Membran) und wie viele ganz verhornte oder auch abgestorbene Zellen (Superfizialzellen). Wenn der Anteil dieser abgestorbenen Zellen deutlich steigt bzw. einen bestimmten Wert überschritten hat, ist die Hündin im Östrus angekommen. Die abgestorbenen Zellen bilden dann Schollen (Superfizialzellen ohne Zellkern).

Professionelle Deckzeitbestimmung mit der quantitativen Progesteronwertbestimmung

Was kann die gynäkologische Läufigkeitskontrolle in Kombination mit der quantitativen Progesteronwertbestimmung?

Die Ovulation der Hündin präzise diagnostizieren und somit die Zeitspanne optimaler Befruchtungschancen der Eizellen benennen.
Zyklusstörungen durch Vaginoskopie und Vaginalzytologie frühzeitig erkennen.

Was kann die gynäkologische Läufigkeitskontrolle in Kombination mit der quantitativen Progesteronwertbestimmung nicht?

Einen erfolgreichen Natursprung garantieren, da dieser von vielen weiteren Faktoren, wie z.B. generelles Deckverhalten von Rüde und Hündin abhängig ist.

Deckzeitbestimmung nur für Neuzüchter?

Die Deckzeitbestimmung mit der quantitativen Progesteronwertbestimmung ist nicht nur für Neuzüchter ohne große Vorkenntnisse von Vorteil. Auch erfahrene Züchter gehen mit dieser Methode den sicheren Weg. Besonders in kritischen Fällen ist die Deckzeitbestimmung mit diesem Verfahren eine gute Absicherung. Dies kann bei weiten Anfahrten zum Deckrüden auch Kosten sparen.

Die Deckzeitbestimmung gibt den Züchtern je nach Erfahrung – Sicherheit und sorgt so für eine stressfreie Situation für Mensch und vor allem für unsere Hunde.

medizinische Beratung: Frau Dr. Carola Urhausen, TiHo Hannover