Alle Jahre wieder kommt das Christuskind!
Und genauso überraschend wie Weihnachten vor der Tür steht, kommt auch Silvester jedes Jahr neu!

„The same procedure as every year, James!“

Aber Spaß beiseite.
Ruckzuck ist ein Jahr vorbei und vielen Hundehaltern stellt sich die Frage, wie sie beziehungsweise Ihr Hund Silvester überstehen sollen. Denn für viele Hunde ist die Zeit um den Jahreswechsel der totale Horror. Viele Menschen feiern Silvester und meistens mit Getöse und Feuerwerk, zum Leidwesen der Hunde. Bereits Tage vor Silvester beginnt das Horrorszenario. Einerseits, weil die Nacht des Grauens immer näher rückt und zum anderen, weil die Knallerei dann schon beginnt und jedes Gassigehen zum Spießrutenlauf wird. An vielen Ecken, nah oder fern, explodieren vereinzelt oder gehäuft Böller aller Größenordnungen, Raketen steigen in den Himmel und andere zischende Feuerwerksartikel werden gezündet. Dies alles ist vor allem laut und deutlich zu hören und für den ängstlichen Vierbeiner extrem erschreckend und angsteinflößend. Betroffene Hundehalter wissen ein Klagelied darüber zu singen. Ihr pelzige Freund zeigt heftige Angstreaktionen auf die Umweltgeräusche. Zittern, Leinenzerren, Verkrampfung, Bewegungsverweigerung, Flucht, Verkriechen bis hin zu panischen Reaktionen, um nur einige Stresssymptome zu nennen. Und der Horror findet seinen Höhepunkt dann am 31.12. um Punkt Zwölf Uhr.

Für Tiere beginnt Silvester meist nicht erst am 31.12., sondern schon in den Tagen davor, wenn Kinder oder Jugendliche die ersten Böller zünden. Ab diesem Zeitpunkt heißt es für uns Hundehalter besonders umsichtig zu sein. Hunde, die grundsätzlich geräuschempfindlich sind, sollten ab diesem Zeitpunkt an der Leine bleiben. Sonst besteht immer die Gefahr, dass der Vierbeiner sich beim ersten Knall so erschreckt, dass er in Panik los rennt. Leider ist oft ausgerechnet eine Schnellstraße auf dem Weg nach Hause zu überqueren. Viele geräuschempfindliche Hunde haben zudem mit den Jahren den Rauchgeruch der Böller mit dem Krach verknüpft. Da ihr Geruchssinn bedeutend besser ist als unserer, reagiert mancher Hund auf dem Spaziergang schon ängstlich, wenn er den Rauch wahrnimmt, während wir den Geruch gar nicht bemerken.

An Silvester und am Neujahrstag sollte jeder Hund beim Spaziergang an der Leine bleiben.

Auch der mutigste Vierbeiner kann sich erschrecken, wenn ein Böller direkt vor seiner Nase explodiert und durch den Schock eine lebenslange Geräuschangst entwickeln.

Wenn das Feuerwerk richtig losgeht, sind alle Hunde im Haus besser aufgehoben. Gehört der Vierbeiner zu den Sensiblen, empfiehlt es sich, ihm seinen Lieblingsplatz dort einzurichten, wo er von dem Getöse draußen am wenigsten merkt. Einige Hunde haben dabei ganz andere Vorstellungen als ihr Mensch, was ein sicherer Platz an Silvester sei. Hilfreich ist es, die Fenster geschlossen und – wenn vorhanden – die Jalousien unten zu lassen und die Stereoanlage einzuschalten. Vielen Hunden reicht das, um Silvester stressfrei zu überstehen.

Gerade bei jungen Hunden, die ihr erstes Silvester erleben, hilft es, wenn kurz bevor die Knallerei losgeht etwas ganz besonders Tolles passiert. Das kann ein ausgesprochen leckerer Kauknochen sein oder ein spaßiges Spiel mit dem Lieblingsspielzeug, das natürlich bei den ersten Raketen mit viel Freude fortgesetzt wird. So lernt der junge Freund, dass er die Knallerei ignorieren und trotzdem Spaß haben kann.

Die beste Vorbereitung auf Silvester beginnt schon lange vor dem Fest. Lernt bereits der Welpe, dass Knallen, Schüsse und Donner zu unserem Leben gehören, dann wird er später viel weniger Angst vor diesem Krach haben. Im Handel sind dafür Geräusch-CDs erhältlich, die man am besten täglich abspielt – anfangs leise, dann immer lauter. Über einen längeren Zeitraum können so selbst Hunde mit leichter Silvesterangst lernen, dass Böller und Raketen keine Gefahr sind. Zusätzlich kann man Welpen und Junghunde auch an laute Geräusche mit scheppernden Topfdeckeln, platzenden Luftballons und ähnlichem gewöhnen. Auch hier gilt: Erst in größerer Entfernung den Krach verursachen, so dass die Kleinen sich dabei nicht stark erschrecken, sondern sich nach und nach daran gewöhnen.

Hier nun ein paar, mehr oder weniger kurzfristige, Tipps gegen die Silvesterangst:

Sofortmaßnahmen
Während es draußen böllert, zischt und pfeift, darf es drinnen Leckerchen regnen – je lauter, desto mehr. Sie dürfen dabei ruhig schwerere Geschütze wie z.B. Fleischwurststückchen auffahren. Kauen und schlucken beruhigt – und attraktive Leckerbissen helfen dabei, Irritation, Skepsis und Angst möglichst lange in Schach zu halten. Sorgen Sie im Zweifelsfall dafür, dass Ihr Hund während des gesamten Feuerwerks ständig mit Suchen und Sammeln beschäftigt ist.

Weil Denken vor Panik schützt (das kommt daher, dass das Gehirn nicht gleichzeitig logisch denken und stark emotional reagieren kann), darf Ihr Hund auch gerne seine Lieblingsspiele spielen oder Lieblingstricks zeigen, während draußen das Feuerwerk hochgeht. Wenn Sie dabei demonstrativ bester Stimmung sind und dazu noch äußerst spendabel mit gutem Futter, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ihr Hund die Zeit des Feuerwerks gut übersteht und keine Ängste entwickelt.

Ein laufendes Radio oder Fernsehen und ggf. auch heruntergelassene Rollladen helfen dabei, die Reize von außen zu mildern.

Wenn Ihr Hund sich gerne zurückziehen möchte, dann geben Sie ihm Zugang zu seinem Lieblingsort: ob das im Keller, unter dem Bett oder sogar unter der Bettdecke ist.

Wenn der Hund Ihre Nähe sucht, dann geben Sie ihm die Zuwendung und den Schutz, den er haben möchte. Es kursieren immer noch Gerüchte, man dürfe den Hund nicht trösten und man müsse seine Angst ignorieren, um die Angst nicht noch zu verstärken. Das weiß man inzwischen besser: Unter der Voraussetzung, dass Sie selbst gelassen und optimistisch dabei bleiben, tut Ihrem Hund Ihre Nähe und Zuwendung sogar sehr gut – und Sie werden für ihn zum Fels in der Brandung.

Autofahren
Sie können dem Feuerwerks-Stress auch ganz entfliehen, wenn Sie sich mit Ihrem Hund rechtzeitig vor Zwölf ins Auto setzen und mit laufendem Radio an einen ruhigen Ort oder auf die Autobahn fahren und erst zurück kommen, wenn der Spuk vorbei ist.

Eierlikör
Vom Tierarzt Ralph Rückert aus Ulm gibt es einen Dosierungsvorschlag zu Eierlikör. Er schreibt: „Ich gebe (ohne Gewähr, Anwendung auf eigene Verantwortung!) mal eine leicht verständliche Anleitung:

Gewicht des Hundes bis 25 kg:
Körpergewicht in kg x 0,4 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Gewicht des Hundes von 26 kg bis 50 kg:
Körpergewicht in kg x 0,3 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Gewicht des Hundes ab 50 kg:
Körpergewicht in kg x 0,2 x 100 / Prozent des Alkohols = Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks in ml.

Die Gesamtmenge des zu verabreichenden alkoholischen Getränks bitte immer auf zwei bis drei Portionen im Abstand von cirka zwei Stunden aufteilen, so dass die letzte Gabe gegen 23.30 Uhr erfolgt.

Beispiel: Ein 15 kg schwerer Hund bekommt einen 20%igen Eierlikör nach folgender Empfehlung: 15 (Körpergewicht) x 0,4 x 100 / 20 (Alkoholanteil des Eierlikörs) = 30 ml Eierlikör.

Davon einen Esslöffel (ca. 15 ml) 21.30 Uhr und einen weiteren um 23.30 Uhr. Diese Anleitung beruht auf Erfahrungswerten und ist keine tiermedizinische Dosierungsanleitung. Mit maximal 0,4 g Alkohol pro kg Körpergewicht bleiben wir aber meilenweit von dem Bereich entfernt, in dem Gesundheitsgefahren vorstellbar wären. Daraus, dass der genaue Alkoholgehalt des Eierlikörs bekannt sein sollte, ergibt sich zwangsläufig der Rat, ausschließlich handelsübliche Produkte mit ausgewiesenem Alkoholanteil zu verwenden.

Fakt ist: Hunde fallen von einer begrenzten Menge Alkohol keineswegs tot um, sondern werden – wie wir Menschen – einfach etwas angesäuselt, was in diesem Fall genau der gewünschte Effekt ist. Und Hunde werden auch nicht, wenn sie einmal im Jahr eine minimale Menge Alkohol bekommen, zu Alkoholikern. Aber, wer es mit Eierlikör versuchen möchte, sollte eins bedenken: Hunde reagieren auf Alkohol genauso unterschiedlich wie Menschen. Der eine wird fröhlich entspannt, der andere schläft sofort ein, aber den Dritten verunsichert der Schwips, so dass er mit der ersten Rakete noch mehr Angst bekommt. Der Hund sollte natürlich körperlich gesund sein, was aber für die Anwendung aller anderen psychoaktiven Medikamente genau so gilt. Es empfiehlt sich dringend ein in den Wochen vor Silvester durchgeführter Probelauf, um die Reaktion des Hundes besser einschätzen zu können.

…auf einen entspannten (oder zumindest entspannteren) nächsten Jahreswechsel!