
Jeder von uns, der sein Leben der Zucht widmet, kennt diesen Moment ganz genau. Dieser ungewöhnliche Anruf am frühen Morgen, oft nur ein paar Tage, nachdem wir einen unserer Schützlinge mit einem lachenden und einem weinenden Auge in sein neues Zuhause entlassen haben.
Die Anruf beginnt meistens süß und liebevoll: „Wir lieben ihn so sehr, aber… ”
Und in diesem einen Wort, in diesem „aber“, wissen wir als Züchter, was nun kommt. Er knabbert alles an. Er bellt jeden Abend. Er macht nachts Pfützen. Er weint in der Kiste. Er ist einfach „zu viel“. Und wisst ihr was? Es bricht uns jedes Mal ein kleines bisschen das Herz. Denn das, was da beschrieben wird, ist kein Problem.
Das ist ein Welpe.
Es ist ein Baby. Ein kleines, tapsiges Wesen, das gerade die gesamte Welt außerhalb des vertrauten Wurflagers und der Mutter kennenlernt. Sie sind verwirrt, überstimuliert, aufgeregt und manchmal auch zutiefst verängstigt – oft alles gleichzeitig. Und das ist nicht nur normal, das ist absolut erwartbar.
Die Herausforderung ist, dass viele Menschen heute die Instant-Version der Hundeerziehung erwarten. Sie wollen den Hund, den sie online sehen: das Bilderbuch-Tier, das ruhig am Café-Tisch liegt, niemals einen Schuh anrührt und irgendwie nach acht Wochen schon „Sitz“ und „Platz“ perfekt beherrscht.
Sie vergessen dabei, dass hinter jedem ausgeglichenen, gut erzogenen Hund ein Mensch steht, der unendlich viel Arbeit, Geduld, klare Grenzen und vor allem Gnade investiert hat. Die Menschen suchen die bedingungslose Liebe, ohne die notwendige Lernkurve, die diese Liebe erst vertieft.
Selbst die bestens sozialisierten Welpen, die mit Liebe bei uns aufgewachsen sind, sind keine vorprogrammierten Roboter. Sie sind bereit. Bereit, mit dir zu wachsen. Deinen Rhythmus, deinen Tonfall, deine Energie und deine Regeln zu lernen. Sie brauchen keine Perfektion von dir, sie brauchen vor allem: deine standhafte Geduld.
Manche verwechseln einen „leichten“ Welpen mit einem „guten“ Welpen. Aber die Wahrheit ist: Jeder Welpe ist gut. Er ist einfach nur neu. Und neue Dinge sind nun mal chaotisch und anstrengend, bevor sie zu der Magie werden, die wir uns alle wünschen.
Als Züchter sehen wir diese ganze Bandbreite. Wir sind diejenigen, die trösten, wenn die Welpen verängstigt und unsicher zurückkommen und fragen: „Was habe ich falsch gemacht?“ Und wir erinnern sie dann sanft: „Du hast nichts falsch gemacht, mein Schatz.“ Denn es ist nie ihre Schuld, wenn jemand nicht bereit für die harten Teile war, die erst die besten Teile ermöglichen.
Einen Welpen großzuziehen ist keine Sofort-Belohnung. Es sind die schlaflosen Nächte, die Pfützen mitten im Flur, die kleinen spitzen Zähne an deinen Fingern und – am Ende – die tiefste, süßeste Bindung, die du jemals aufbauen wirst.
Ein Welpe ist kein Projekt, keine Phase oder etwas, das man „ausprobieren“ kann. Es ist eine Verpflichtung. Es ist ein Stück deines Herzens auf vier Pfoten, das 10 bis 15 Jahre lang bei dir schlägt. Wenn du noch nicht bereit bist für das Chaos des Welpenalters, ist das völlig in Ordnung. Warte einfach, bis du bereit bist, dein ganzes Herz zu geben.
Denn diese kleinen, ehrlichen Seelen verdienen nichts Geringeres.
