Die Hasenspur-Magie: Wie wir unsere kleinen Talente liebevoll fördern

Liebe Welpeneltern,

Wir sprechen heute über die Hasenspur – ein faszinierendes Element in der Ausbildung unserer Jagdhunde und ein zentrales Fach in den Anlagenprüfungen. Wir möchten Ihnen zeigen, wie wir unsere kleinen Fellnasen ohne Druck und mit viel Freude an diese anspruchsvolle Aufgabe heranführen können, denn das Wohl und die Motivation des Hundes stehen immer an erster Stelle.

Als Züchter ist es unser tiefstes Anliegen, dass unsere Hunde waidgerecht und tierschutzkonform arbeiten können. Dafür sind die Anlagenprüfungen so wichtig: Sie geben uns Züchtern eine wertvolle Rückmeldung über die vererbten, natürlichen Fähigkeiten – die sogenannten Anlagen – unserer Hunde, wie zum Beispiel den Laut. Die Hasenspur ist dabei der Prüfstein für diese genetisch verankerten Talente.

Was sucht der Prüfer eigentlich? (Und was sucht unser Welpe?)

Bei der Hasenspur wird die Arbeit mit tiefer Nase, der Wille zur Konzentration und natürlich der Laut des Hundes festgestellt. Es geht darum, dass Ihr Hund die Spur eines Hasen verfolgt, ohne ihn vorher gesehen zu haben. Das ist entscheidend: Der Hund soll seiner Nase vertrauen, nicht seinen Augen.

Die Hasenspur wird bei allen Rassen hoch bewertet, weil sie besonders anspruchsvoll ist. Die Witterung eines Hasen ist feiner und verflüchtigt sich schneller als beispielsweise die eines Rehs. Hier wird unserem Hund Höchstleistung abverlangt, beeinflusst von Bewuchs, Boden und Witterung.

1. Die richtige Einstellung: Üben mit Maß und Liebe

Eine Kernfrage ist: Wie viele Spuren sind genug?

Hier scheiden sich die Meinungen, aber meine Devise lautet: Qualität über Quantität. Der Antrieb für die Spur ist der Beutetrieb, doch der Hund wird einen gesunden Hasen selten fangen. Aus Sicht des Hundes ist die Spur oft mit einem „Misserfolg“ verbunden.

  • Individuell entscheiden: Beobachten Sie Ihren Hund genau. Zeigt er unermüdliche Passion und lässt sich nicht beirren? Oder braucht er schnell ein Erfolgserlebnis? Wir müssen individuell entscheiden, wann eine Spur guttut und wann sie zu Frust führt.
  • Keine unnötige Wiederholung: Wenn Ihr junger Hund eine Spur sauber und mit Passion gearbeitet hat, belassen Sie es dabei! Speichern Sie dieses positive Erlebnis ab. Unnötiges Üben kurz vor einer Prüfung kann mehr schaden als nutzen.

2. Die sanfte Einführung: Die ersten Schritte

Die allererste Spur muss ein tolles Erlebnis sein. Das A und O ist die Vorbereitung:

  • Den Hasen ausfindig machen: Fahren Sie in Ihr Revier und suchen Sie in Ruhe einen Hasen, zum Beispiel mit einem Fernglas. Es ist zwingend wichtig, dass Ihr Hund den Hasen dabei nicht sieht. Wir wollen eine Nasen-Arbeit, keine Sichthetze!
  • Der Anstoß: Wenn der Hase aus der Sasse (seinem Lager) hochflüchtet, beobachten Sie seine Laufrichtung. Setzen Sie Ihren Hund kurz darauf an. Der beste Punkt dafür ist direkt hinter der Sasse, da dort die meiste Witterung liegt. Aber Achtung: Wenn der Hund sich dort „festsaugt“ und den Abgang nicht findet, setzen Sie ihn sanft auf die Spur.
  • Starthilfe mit der Leine: Es ist erlaubt und ratsam, den Welpen mit einer Ablaufleine (Schleppleine) zu sichern und ihm die ersten Meter zu folgen. Das gibt ihm Sicherheit und Ihnen die Möglichkeit, ihn sanft auf die „richtige Spur“ zu bringen, falls er abkommt.
  • Perfekte Startbedingungen: Die erste Spur sollte bei besten Bedingungen stattfinden: feuchter, nicht zu windiger Boden (z. B. ein Acker mit niedrigem Bewuchs). Feuchtigkeit hält die Duftspur länger und erleichtert dem Unerfahrenen die Arbeit.

3. Liebevolle Lösungsansätze für kleine Hürden

Manchmal zeigen unsere Kleinen nicht sofort die gewünschte Leistung. Hier helfen wir mit Herz und Verstand:

  • Förderung des Triebs: Zeigt Ihr Hund wenig Interesse an der Hasenspur, können Sie den Trieb fördern, indem Sie ihm kontrolliert und sichtig einen Hasen zeigen. Das weckt seinen Jagdinstinkt und seine Leidenschaft.
  • Laut fördern: Da der Laut genetisch verankert ist, können wir ihn nur bedingt trainieren. Wir können ihn aber reizen und bestärken. Lässt man einen Hund sichtig, aber an einer langen Leine, die er nicht einholen kann, einen Hasen arbeiten, kann der Frust der Nichterreichbarkeit zum Laut führen. Wenn dieser Laut kommt, loben Sie ihn überschwänglich!
  • Ablenkungen ausschalten: Lässt Ihr Welpe sich leicht durch optische Reize (Vögel, Bewegungen) ablenken? Erleichtern Sie ihm die Arbeit, indem Sie nachts üben (dabei natürlich die tierschutzrechtlichen Bestimmungen beachten!). So kann sich der Hund voll und ganz auf seine Nase konzentrieren.

4. Sanfte Steigerung des Schwierigkeitsgrades

Wenn Ihr Hund auf guten Böden bereits sauber arbeitet, können Sie ihn langsam fordern:

  • Reifen lassen: Setzen Sie den Hund nicht sofort auf die frische Spur an, sondern warten Sie kurz. Wenn sich der Duft etwas verflüchtigt hat, muss der Hund sich deutlich mehr konzentrieren.
  • Schwieriger Boden: Auch das Ansetzen auf trockenen, gefrorenen oder sehr kargen Böden erschwert die Arbeit und zeigt, welcher Hund seine Passion halten kann.

5. Ein paar abschließende Züchter-Tipps

Ein letzter Hinweis, der nichts mit der Spur selbst, aber mit dem Wohlbefinden zu tun hat:

  • Hunger macht Lust aufs Jagen: Ein leicht hungriger Hund ist motivierter und konzentrierter. Ein voller Magen und Darm macht nur träge.
  • Lösen lassen: Geben Sie Ihrem Hund unmittelbar vor der Spur Zeit, sich zu lösen. Wenn er das auf der Spur macht, geht wertvolle Konzentrationszeit verloren.

Die Hasenspur ist ein Fach, das uns immer wieder herausfordert, aber es ist auch eine wunderbare Demonstration der tief verwurzelten Fähigkeiten unserer Hunde. Bleiben Sie geduldig, liebevoll und vertrauen Sie Ihrem Hund!

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